Skip to content Skip to main navigation Skip to footer

Chronik von Bonenburg, Josef Floren

Ereignis-Datum: 1. Dezember 1982

Josef Floren schreibt und veröffentlicht im Alter von 70 Jahren die „Chronik von Bonenburg“.

Im Folgenden ein Ausschnitt aus der Chronik:

Über die Entstehung Bonenburgs sind leider keine Urkunden mehr vorhanden. Man nimmt an, dass diese bei der Säkularisierung des Klosters Hardehausen verloren gingen. Der Ort dürfte am Ausgang des Mittelalters durch Zusammenfassung mehrerer Weiler entstanden sein. Einen Anhaltspunkt bieten eine Reihe von Fluren, die auf urkundlich erwähnte Siedlungen bei Bonenburg zurückgehen.

1155 wird ein nordwestlich von Bonenburg gelegener Weiler „Rocetehusen“ genannt, heute heißt die Gegend „im Rotzen“, auch „Rauzen genannt. 1187 wurde ein Gut „Bunessen“ von den Brüdern Otto und Adolf von Wiedenbrück dem Kloster Hardehausen verkauft (urkundlich vorhanden). Dieses lag nordwestlich von Bonenburg; heute heißt die Gegend „Im Bunsen“. 1153 gab es in jetziger Nähe des Ortes einen Hof zu Hometen, jetzt Hof de Hamelten. 1160 wurde zwischen Bonenburg und Scherfede eine Siedlung Hogessen genannt. Die Gegend heißt heute „Feldhaxhausen“. Aus dieser Siedlung sowie am Hexenberg vermachte der Sachsenherzog Heinrich der Löwe bei der Gründung des Klosters Hardehausen diesem einige Hufen. 1299 wurde eine Siedlung mit 4 Weilern, „Radolfessen“ genannt, die von der ritterlichen Familie Marschalk an das genannte Kloster überging. Daran erinnert die Flurbezeichnung „Rößefeld“. Die Siedlung „Luitwardessen“ wird östlich von Bonenburg in der Nähe von Ikenhausen gelegen haben. 1219 ist die Siedlung genannt, welche Albert von Ikenhausen als Lehen gehabt hatte und die vom Grafen von Schwalenberg dem Kloster Hardehausen vermacht wurde.

Damals bestanden lediglich die erwähnten Weiler oder Gehöfte, urkundlich „Villae“ genannt. Aus ihnen entstand die spätere gemeinsame Siedlung Bonenburg.

Flurnamen in der Gemarkung Bonenburg beim Schnadezug im Jahre 1704 (Erkundet beim Staatsarchiv Münster) Ackt.27.a.V. 1638 – 1728

 

Im dritten Feld
Bei der Walme Feld zu Haudaxen Dem Hof zu Homeln
Bei dem Middelbusg Lengenberge An der Lindenbreide
An den Bunerßweg Im Kane In der Eicksicke
Auf dem Tengelpagt Im Hasenwinkell Im Winkelhof
Zu Buneßen Im Bodeme Auf dem Weidenfeld
Im Hoppenberge Am Siggenwinkell Auf dem kleinen Sike
Im Stengenbirge Im Judenfeld Harsewinkel
Im Weißen Im Winterfeld In den Breidenbusch

 

Flurnamen aus dem Jahr 1817, entnommen dem Gemeindelagerbuch

Die Namen sind nach der Urschrift geschrieben:

Süggemorgen auch Süggen Morgen geschrieben
Rotäckern, auch Rottäcker
Über der Scherberger Wiese
Über der Brücke
Am Giesenberg
An der Heidebrei
Auf dem Kalkofen
Das Boberfeld
Die Twetenbrede, Auf der Twetenbreyde
Am Bungerhole
Am Bunderkreuz
Auf dem Wiedelfeld (auf dem Weide Felde auch auf dem Weidefeld genannt)
Am Blocke (Blockwiesen)
Auf dem Höpperjölen
Auf dem Keller
Die Giesenbrede
Die Waldwiese am Broke und dem Borlinghäuserfeld, auch Borgwiese genannt
Die Langenwiese
Die Sauere Wiese
Am Eselswege
Am Gollenberge
Oben de Brügge
Bey der Brügge
im Bame
Am Bungenberge
Hoftehamelten, auch Hof de Homede
die große Engerwiesen
an der Klösterligen (an den Kloster Ländereien)
sogenannten Markswiesen
Unter der Wesche
Beym Bolwege
ober der Diekwiese
Absteiche beim Sieke
Auf den Sieptenberge
Von den Twistenholze
An der alten Fürsterwiese
Anm Breyenbusche
Beym Sandbusche
Lingen Wege
Uhlenhode
Die Spinnstuben Wiese
Borgwiese
Die Sauere Wiese
Felte Ax Hausen

 

Aus „Boyneburg“ entstanden?

Wie kam es zu dem Namen Bonenburg?

Im Jahre 1150 besaß Heinrich der Löwe, der Vetter Friedrich Barbarossas, in der Gegend des heutigen Bonenburg einige Güter. Er war der rechtliche Nachfolger der Grafen von Northeim und Boyneburg.

Es besteht also Anlass zur Vermutung, dass der Name Bonenburg aus „Boyneburg“ entstand. Wahrscheinlich wurden damals die Siedlungen außerhalb aufgelöst und bildeten dann eine gemeinsame Siedlung. Die Flurnamen Burgberg und Burghof in unserem Ort deuten darauf hin, dass Bonenburg tatsächlich eine Burg ( befestigtes Haus) besaß. Und man geht wohl nicht fehl in der Annahme, dass die Grafen von Boyneburg ihre weitläufigen Besitzungen durch eine Burg sicherten und Burg und Ort „ihren“ Namen gaben. Sehr wahrscheinlich wurde diese Burg im dreißigjährigen Kriege zerstört. Seit Menschengendenken nennt man diese Stelle „Burghof“.

Bei Erdarbeiten an dieser Stelle, die vor längeren Jahren dort durchgeführt wurden, fand man Mauerreste, Hohlräume und eine hölzerne Wasserleitung. Daruas lässt sich schließen, dass sich dort Menschen angesiedelt hatten. Ein Zeuge hierfür könnte der anliegende Rennhof sein. Die Burgherren werden diesen zum Auslauf ihrer Pferde genutzt haben.

Weiter wurden im Jahr 1999 bei Erdarbeiten zum Bau des Hauses Auf dem Burghof 5 Mauerreste eines größeren steinernen Hauses gefunden. Auch wurden hier durch die Archiologen des Westfälischen Denkmalamtes Tonscherben, beschriebene Schiefertafeln, Archhöhrner (Pilgergaben aus Santiago de Compostella) und eine Haarspange aus Walrosszahn mit dem Motiv Johannes des Täufers gefunden. Diese Funde lassen auf ein Verwaltungssitz des Klosters Hardehausen oder ein Adelshaus schließen.

In den Akten von Hardehausen wird Bonenburg im Jahre 1392 erstmalig genannt.

3.) Die Bewohner

In vorgeschichtlicher Zeit haben in der Gemarkung sicher kaum 3 Dutzend Menschen gewohnt. Erste Mitteilungen über die Anzahl der Einwohner stammen aus der Klosterzeit. Dr. Wiemers, Münster, berichtet aus der Zeit von 1600, das Klosterdorf Bonenburg habe 44 Haushaltungen mit knapp 350 Personen und kaum 500 Morgen Acker umfasst. Zu Beginn des dreißigjährigen Krieges seien 11 Meyerfamilien aufgeführt, das hinge mit Bonenburgs ältester Bedeutung „burg“, als altgermanische Bauernburg zusammen. Bonenburg hätte nur kleine Häuser gehabe. Viele Häuser seien nur 3 sparrig, die Mehrzahl 4 sparrig gewesen. Die Zahl der Häuser mit 6 und 7 „Sparren“ habe sich nach Angabe der Bonenburger auf 9 belaufen. Durchweg hätten die Bonenburger 10 bis 20 Morgen besessen. Die Meyer hätten wohl ursprünglich mehr Land bewirtschaftet.

Der dreißigjährige Krieg, so berichtet Dr. Wiemers weiter, besonders der Hesseneinfall, habe den Frieden des Dorfes in ein jähres Unglück gekehrt. Zweidrittel des Ortes seien zerstört worden. Es habe 1643 nur noch 18 Hausstätten gegeben. Die Zahl der 1642 zerstörten Häuser betrug 26, darunter die eben genannten Meyerhöfe. Der Hesseneinfall habe wohl einen deutlich bauernfeindlichen Charakter gehabt, es sei denn, dass man die Häuser wegen Widerstandes eingeäschert habe. Übriggeblieben seien nur 5 Bauernhöfe mit je 20 Morgen Land. Die große Not habe auch die sittlichen Zustände nachteilig beeinflusst.

Dass es den Bonenburgern im Siebenjährigen Kriege besser gegangen sein soll als ihren Grundherren, dem Kloster Hardehausen und den Nachbardörfern, ist kaum anzunehmen.

Nach 1800 tauchen mit den Volkszählungen die ersten Statistiken auf. Ulrich Ernst hat 1979 in seiner Arbeit „Die sozial- und wirtschaftliche Entwicklung des Kreises Warburg im 19. Jh.“ viele Kriterien für die Bevölkeungsentwicklung gerade für Bonenburg aufgezeigt. Seine aufgeführten Zahlen sind ein Spiegelbild des wirtschaftlichen und politischen Geschehens. Er nennt für die Jahre 1803 bis 1871 folgende Einwohnerzahlen:

1803 1809 1811 1813 1818 1843 1849 1852 1858 1867 1871
400 418 418 444 470 630 657 853 812 843 783

 

Was bedeuten diese Zahlen für Bonenburg?

Mit der endgültigen Eingliederung in Preußen begann zunächst eine ruhige Aufwärtsentwicklung. Mit dem Beginn des Eisenbahnbaues erreichte die Einwohnerzahl 1853 ihren höchsten Stand. Während die Zahlen des Kreises und anderer Orte zurückfielen, hielt sich die Einwohnerzahl recht gut, da es in den anschließenden Jahren weiterhin Arbeit nicht nur bei der Bahn, auch bei der Eisengewinnung und -Verhüttung gab.

Das Tonvorkommen förderte in dieser Periode auch die Ziegelbäckerei, die zunächst in Feldbäckereien ihren Anfang nahm und sich gegen Ende des Jahrhunderts zu einer bedeutenden Industrie entwickelte. Davon später mehr. Obwohl die weitere Zunahme der Einwohner Bonenburgs durch die starke Abwanderung ins Industriegebiet wie anderswo in Grenzen blieb, gewann die Einwohnerzahl eine gewisse Stabilisierung. Die Einwohnerzahl von 1939 bis 1980 zeigt folgende Tendenz:

1939 1950 1961 1970 1980
879 1155 938 1040 1149

 

Die Einwohnerzahl, bedingt durch die hohe Zuwanderung aufgrund des 2. Weltkrieges mit ihren West- und Ostflüchtlingen, 1950 mit 162 Personen, flachte sich zunächst wieder etwas ab, sie stieg aber erneut durch das vielseitige Erwerbsangebot.

1968 bewohnten 282 Privathaushalte 113 Einfamilienhäuser, 40 Zweifamilienhäuser, 5 Mehrfamilienhäuser, 41 landwirtschaftliche Gebäude den Ort Bonenburg.

Von 199 Wohngebäuden mit 256 Wohnungen, stammen 82 aus der Zeit vor 1900, 73 aus der Zeit von 1901 bis 1948, 44 aus der Zeit von 1949 bis 1970. Die Neubauten sind in den 70er Jahren weiter gestiegen. Bonenburg hat also an dem großen Bauboom, wie er an vielen Orten der Bundesrepublik nach der letzten Währungsreform einsetzte, durchaus teilgenommen.

Nun ein interessanter Vergleich: Um 1600 wohnten in 44 Haushaltungen je 8 Personen, 1968 wohnten in 282 Haushaltungen je 3,4 Personen.

In der Gegenwart ist das Alter der Menschen bedeutend gestiegen. Während vor rd. 150 Jahren das Durchschnittsalter 45 Jahre betrug, haben in den letzten 50 Jahren einige Einwohner Bonenburgs ein fast doppelt so hohes Alter erreicht.

  1. Das politische Schicksal unserer Heimat

1.) Die vorfränkische Zeit

Mit dem Vordringen der Sachsen diesseits und jenseits der Weser nach Süden im 7. und 8. Jahrhundert und mit der Überlagerung der hier vorher ansässigen germanischen Volksgruppen bestimmten die in Markgenossenschaften und Gauen mehr oder weniger zusammengeschlossenen sächsischen Markgenossen die Geschichte unserer Landschaft. Nach Urkunden aus dieser Zeit der Frankenherrschaft trug die Gegend südlich und nördlich der Diemel den Namen „sächsischer Hessengau“, ein Zeichen dafür, dass die Sachsen weit nach Hessen, etwa bis Fritzlar vorgedrungen waren. Das Weichbild von Bonenburg gehörte sehr wahrscheinlich nicht wie in Borlinghausen und Ikenhausen zur Markgenossenschaft Löwen, sondern zu der des Diemelgrabens, die sich von Westheim bis nach Ostheim am Desenberg erstreckte. Die Sachsen waren bekanntlich organisiert in Edelinge, Freie und Liten, letztere Nachkommen der unterjochten Völker und Besiegten. Die Edelinge saßen auf besonders stark befestigten Plätzen. Auch die Burg Bonenburg mag ein solcher Platz gewesen sein.

2.) Fluchtburgen

Schon die Kelten und die vielen germanischen Völkerstämme pflegten sich bei Kriegsgefahr mit ihren Familien und ihrer ganzen beweglichen Habe in topographisch günstig gelegene Fluchtburgen zurückzuziehen. Diese hatten sie mit Wällen, Palisaden und Dornenhecken erheblich verstärkt. Als Fluchtburgen sind die Behmburg (Karlschanze) und der Gaulskopf besonders bekannt. Es liegt nahe, dass auch die Höhe der „Alten Burg“ als Fluchtburg gedient haut und viel später von den Herren von Spiegel vom Desenberg als „Herren- und Raubsitz“ benutzt wurde.

3.) Fränkische Grundherrschaft

Um 772 sah sich der große Frankenherrscher Karl gehalten, die von den Sachsen sicher vielfach verletzte Ost- und Nordgrenze seines Frankenreiches zu sichern. Er versuchte die „Befriedung“ der Sachsen dann mit „Kreuz und Schwert“, eine Aufgabe von der er sicher nicht erwartete, dass sie sich bis zur Erreichung seiner Ziele 32 Jahre hinziehen würde. Mit der Eroberung wurde praktisch alles frei gewordene Land Königsgut und nun als Lehen an bestimmte Funktionsträger seines Reiches, Grafen, Bischöfe und Klöster, für besondere Aufgaben und Einkommenssicherung gegeben.

In der nahen Wüstung Frankenhausen bei Scherfede bemühte sich Karl der Große aus Sicherheitsgründen um eine Volksumschichtung mit hessischen Franken. Die Statthalterschaft und hohe Gerichtsbarkeit vertraute der König zumeist den Grafen an, im Nethegau mehr den sächsischen Edelingen, im Diemelgau, zu dem auch Bonenburg zählte, meist fränkische Grafen. Als Besitzer und Lehnsherren hiesiger Hufen ergeben sich aus alten Urkunden außer dem Bischof von Paderborn und dem Kloster Corvey, die Grafen von Northeim und Boyneburg, Heinrich der Löwe und die Grafen von Everstein. So erwarb das Kloster im Bunessen 1187 sechs Hufen von Otto und Adolf von Wiedenbrück. Die Hufen selbst, in der Regel 30 Morgen groß, bewirtschafteten in dieser Zeit die wachs- und zehntpflichtig gewordenen ehemaligen freien Bauern. „Von der Wolle von dem Flachse, immer zahlen muss der Sachse“ (Friedrich Wilhelm Weber).

In den Urkunden damaliger Zeit tauchen auch andere Herren als Besitzer und Lehnherren auf.

4.) Bonenburg unter dem Krummstab

Der nächste Abschnitt der politischen Geschichte Bonenburgs umfasst die Zeit seiner Zugehörigkeit zum Kloster Hardehausen, das von Bischof Bernhard von Paderborn im Jahre 1140 gegründet wurde.

Bonenburg, Scherfede, Rimbeck und Nörde zählten zur Klostergemeinde, waren Amtsdörfer des Klosters, in denen der Abt die Gerichtsbarkeit ausübte. Der Grundbesitz ging nach und nach in das Eigentum des Klosters über. Die Geschichte besagt, dass dieser Übergang im Jahre 1450 abgeschlossen war und das Kloster den größten geistlichen Grundbesitz im Paderborner Land sein Eigen nennen durfte.

Die damaligen Bewohne waren der Meinung: „Unter dem Krummstab ist gut wohnen“. Dieser Spruch hat sich besonders in den vielen Fehden der Jahrhunderte bewahrheitet, denn des Klosters Unantastbarkeit wurde von Fürsten, Königen und Kaisern garantiert. Die Macht des Klosters reichte jedoch nicht aus, den Drangsalen und Nöten des 30-jährigen Krieges zu wiederstehen. Mancher Ort wurde verwüstet, und viele Insassen des Klosters kamen elendig ums Leben oder irrten im Lande umher.

Mit der Gründung des Klosters ging also eine große Umschichtung der Besitz- und Lehensverhältnisse in Bonenburg vor sich. Wegen der politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Bedeutung des Klosters für Bonenburg sei seine Geschichte heir auszugsweise eingefügt.

Im oberwaldischen Bezirk des ehemaligen Hochstiftes Paderborn liegt in einem schönen, weiten Tal am Südrande des Eggegebirges Hardehausen.

Bischof Meinwerk erhielt im Jahre 1009 vom Kaiser Heinrich dem Heiligen das Bistum Paderborn. Den großzügigen Schenkungen des Kaisers, die hiermit verbunden waren, verdankt das Bistum seinen mittelalterlichen Grundbesitz. Zu den Geschenken des Kaisers gehörte auch die Grafschaft des Dodico von Warburg im oberwaldischen Bezirk. Von dieser Grafschaft weiß die Geschichte zu berichten, „dass da an einem Ort für die Aufseher der Gestüte und für die Bienenwärter in einem Tal Niederlassungen entstanden, die nach der Beschöftigung ihrer Bewohner ‚Herswithehusen‘ genannt wurden.“

Herswhitehusen ist somit die alte Bezeichnung für Hardehausen und würde soviel bedeuten wie „Siedlung im Rosswald“ „Rosswaldhausen“. Es gibt jedoch noch andere Deutungen des Namens, und manche Fachgelehrte behaupten, der Name Hardehausen hieße „Siedlung am Hirschberg“.

Wie dem auch sei, es haben edle Tiere, das Pferd oder der Hirsch bei der Namensgebung von Hardehausen Pate gestanden. Der Zisterzienserorden wurde im Jahre 1098 vom heiligen Robert gegründet und gilt als strenger Orden. Leben und Ordensziele sind: Marienverehrung (alle Kirchen sind der Gottesmutter geweiht), strengste Klosterzucht, am Tage sechs Stunden Chorgebete (jeder Mönch hatte seinen eigenen Altar), zwei Mahlzeiten ohne Fleisch und Weißbrot, Armut in den Klöstern, Handarbeit für alle Mönche und strenge Abschließung von der Außenwelt. Der Leitspruch der Zisterzienser lautete: „Ora et labora“ (Bete und arbeite). Diesen Spruch haben sie mit ihrem christlichen Leben verwirklicht, indem sie fruchtbare Pflanzstätten der christlichen Kultur und des wirtschaftlichen Lebens schufen.

Im Jahre 1112 bat auch der heilige Bernhard um Aufnahme in den Orden. Mönche vom Kloster Altenkamp am Niederrhein brachen mit dem Wichtigsten (Literatur für ihren eigenen Bedarf, dazu erprobte Kräfte aus dem Handwerk und der Landwirtschaft) und mit den notwendigsten Geräten unter der Leitung des Mönches Daniel nach Hardehausen auf. Es war üblich, dass sie einen alten Stein aus ihrer bisherigen Stätte mitnahmen und ihn dort aufstellten, wo sie sich niederließen. So auch in diesem Falle. Man kann noch heute diesen Stein nach fast 1.000 Jahren in Hardehausen sehen. Nach alter Regel mussten die 12 Mönche an einer Neugründung beteiligt sein. Ihr weg führte über Paderbortn, wo sie von Bischof Bernhard empfangen wurden und später unter seiner Begleitung am 28. Mai 1140 in Herwhitehusen (Hardehausen) einzogen.

In dieser Zeit macht Bischof Bernhard Schenkungen an Hardehausen. Das heruntergewirtschaftete Gut wurde in 15 Jahren schwerster Arbeit zu einem Kloster aus und aufgebaut, das umliegende Land urbar gemacht und das Kloster nach den vorliegenden Urkunden mit Ländereien, Wälder und Weiden, Jagd- und Fischereigerechtsamen in Rimbeck, Scherfede, Ossendorf, Bonenburg und einigen anderen Ortschaften ausgestattet (u. a. Häuser in Salzkotten zur Salzgewinnung).

Am 16. Juli 1160 starb Bischof Bernhard und wurde nach seinem Wunsche vor dem Hochaltar in der Klosterkirche begraben. Auf der Grabplatte (sie ist noch zu sehen) steht Folgendes:

„Unter dem Stein hier ruht, der den Stein gesetzt auf diesem Grunde: der Gründerbischof Bernhard. Er glühte allzeit in unermütlichen Eifer für den Dienst vor Gott. Verbinde ihn gnädig mit dem lebendigen Steine, Du einziger Eckstein, der Du zwei zu winem verbündest.“

Die Klosterkirche ist in der Zeit von 1160 – 1178 vollendet worden. In der Blütezeit hatte Hardehausen insgesamt 400 Brüder. Diese übernahmen unter anderem auch die Aufgabe, junge Menschen handwerklich zu bilden. Wie in jedem Kloster, so waren auch in Hardehausen unter den Laienbrüdern Meister der wichtigsten Handwerke. Hardehausen besaß beim Kloster ein Weberhaus, so dass die Zisterzienser besonders für die Weberei zuständig waren. Außerdem wird eine Schuhmacherei erwähnt, in der ein Mönch namens Schuser Konrad („Conrades sutor“) diese handwerkliche Fähigkeit ausübte.

Hardehausen verfügte über weite Besitzungen, zu denen auch ein Teil von Bonenburg gehörte. Bonenburg wurde nach und nach ein Amtsdorf des Klosters Hardehausen. Der Weg zum Kloster, so wird gesagt, führte über die Trift, den Mikepatt (Brotpatt) entlang. So nannte man früher den Pfad, auf dem Tag für Tag Landhelfer, hiesige Bauern, Arme und Wanderer zu dem Kloster kamen. Zu dieser Zeit übernahmen die Mönche auch Krankenpflege. Wie in jedem Kloster lebten in Hardehausen nicht nur Priester-Mönche, sondern auch Laienbrüder, die sich auf Lebenszeit den Mönchen verpflichtet hatten. Diese Konverssen hatten die Aufgabe, die Ackerhöfe selbstständig zu bewirtschaften.

Außer Ackerbau betrieben die Mönche noch Schweinezucht. Hardehausen hatte laut Vertrag die Aufgabe, dem Frauenkloster in Neuenheerse jährlich acht Schweine zu liefern. Ein Schwein musste 5 Taler wert sein. Im Jahre 1687 machten die Nonnen den Mönchen einen Prozess, weil die Schweine angeblich nur 3 Taler wert waren. Hardehausen verlor den Prozess. Genau 100 Jahre später, im Jahre 1787, entbrannte der Schweinekrieg erneut, er war bei der Säkularisierung im Jahre 1803 noch nicht beendet.

Obwohl den Mönchen nach den Ordensregeln das Jagen untersagt blieb, so haben sie doch in späterer Zeit in den ausgedehnten Waldungen, in denen sie das Jagdrecht besaßen, nachweislich auch mit Leidenschaft die Jagd ausgeübt.

Die Aufgabe der Mönche war es, in Gebet und Arbeit zu leben. Auf Grund der allgemeinen Entwicklung wurden sie immer mehr in neue Wirtschaftsformen hineingezogen. Man kam von der Naturalwirtschaft ab und ging zur Geldwirtschaft über. Schon in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts erwarb Hardehausen die ersten Zehntrechte. Vom „Zehnten“ oder von Pachtzinsen zu leben war einfacher, als einen Hof selbst zu bewirtschaften. Im Jahre 1349 zwang ein allgemeiner Niedergang dazu, die Zahl der Insassen des Klosters auf höchstens 40 Prieser- und 300 Laienmönche in Zukunft zu verringern.

1380 litt das Kloster unter räuberischen Horden, den „Benglern“. Die umliegenden Orte des Klosters wurden von den Banditen gebrandschatzt. Diese Horden führte Friedrich von Padberg an. Auf Grund dieser Zustände suchten die Mönche Hardehausens eine Zufluchtstätte in der Stadt Borgentreich. Es ist nicht zu verwundern, dass in dieser Zeit der Verfall des Klosters fortschritt.

Im 16. Jahrhundert erlebte Hardehausen seinen größten wirtschaftlichen, geistigen und sittlichen Tiefstand. Dieser Verfall äußerte sich auch darin, dass der Abt Martin nicht einmal im Kloster, sondern auf dem Gutshof Borgentreich lebte.

Um 1575 berichtete ein Abt nach seiner Visitationsreise dem Papst in Rom über siene Eindrücke in dem Zisterzienserkloster Hardehausen und den Töchterklöstern und fällt dabei das urteil, dass die Mönche „ungelehrte Barbaren und der Trunkenheit verfallen seien“.

Im Jahre 1608 zählte der Konvent in Hardehausen nicht mehr als 18 Mönche.

Zurück zum Anfang